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Epterode || Vorbild | Planung | Modulbau | Sicherungstechnik


Teil 1: Schlüssel-Erlebnisse

In Heft 4/2001 wurde der Vorschlag H0-RE-QS abgedruckt, in dem es unter Punkt 4. „Betriebsstellen“ heißt: „Die Bedienung der Betriebsstelle sollte einfach gehalten werden und selbsterklärend sein.“ Dieser scheinbar nebensächliche Satz regte uns zum Nachdenken über die Bedienung von Betriebsstellen an. Die Bahnverwaltungen hatten das Ziel, die Betriebseinrichtungen möglichst einfach zu halten, allerdings frage mich, ob sie auch selbsterklärend sein mussten oder gar konnten.

Der Eisenbahnbetrieb wird von eingewiesenem Personal durchgeführt, das durch technische Einrichtungen unterstützt bzw. überwacht wird. So erleichtern Stellwerke dem Stationspersonal die Betriebsabwicklung, die dadurch an Sicherheit gewinnt. Die Technik nimmt dem Bediener die Verantwortung ab, z. B. die richtige Weichenstellung in ermüdender Wiederholung selbst zu kontrollieren, und räumt damit viele Fehlerquellen aus. Dafür erfordert sie vom Bediener mehr Kenntnisse, als zur eigentlichen Betriebsabwicklung nötig wären.

Im Zeitalter des digitalen Betriebs beim FREMO ist es möglich, dass sich zwei Lokomotiven auf derselben Weichenstraße unabhängig und ungesichert voneinander bewegen können, was bei der Verwendung der analogen Ringleitung weit gehend ausgeschlossen war. Dass Fahrten auf freier Strecke durch signaltechnische Einrichtungen gesichert sein sollten, zeigt der Betrieb auf den Treffen der letzten Jahre und wurde bereits in Heft 2/2001 durch René Pabsts Artikel über den Streckenblock erläutert. Dieser Streckenblock stellt allerdings eine sehr hohe Entwicklungsstufe der Sicherungstechnik dar, der eine ganze Reihe grundlegender Maßnahmen voraus zu gehen haben.

Bei der Planung meines im Bau befindlichen Bahnhofs Epterode (H0-RE) führte ich am Beispiel des originalen Gleisplans anregende Diskussionen mit Martin Balser über die Sinnfälligkeit und Machbarkeit von Sicherungstechnik auf Modellbahnhöfen. Diese Nachhilfe von Martin und das gemeinsame Studium des Vorbildplanes führten zu dem Entschluss, die Sicherung der Fahrstraßen einerseits so vorbildnah wie möglich und andererseits so einfach wie im Modell möglich auszuführen.


Doppeltes Riegelhandschloß an Weiche 17 des Vorbildbahnhofes Epterode. Das Schloß ist aufgesperrt, die Weiche umgestellt. Nach Betätigen des Hilfsschiebers wurde der zweite Schlüssel entnommen. Die Weiche ist frei stellbar, der erste Schlüssel festgelegt. Man erkennt die Einschnitte in den Riegelschiebern, die jeweils an die Weichenzungen angreifen. Foto: Martin Balser

Oberste Prämisse war der Verzicht auf Strom zur Nachbildung der Sicherungstechnik. Das Original besaß nach unserem Wissen ortsgestellte Weichen und ferngestellte Einfahrsignale; Ausfahrsignale waren nicht vorhanden. Die Verriegelung der Weichen zur Sicherung der Fahrstraßen geschah nach unserer Recherche höchst wahrscheinlich durch Schlösser an Weichen und Gleissperre und ein zugehöriges Schlüsselwerk, denkbar wäre auch ein Kurbelwerk mit ferngestellten Riegeln, dessen Realisierung sich mit rein mechanischen Bauteilen als zu kompliziert erwies.

Die Verwendung von Schlössern zur Sicherung von Weichenstellungen liegt bei der im FREMO üblichen Betätigung von Hand gestellten Weichen über eine Stellstange auf der Hand. Der heraus stehende Schlossriegel greift in abgeschlossenem Zustand in einen Ausschnitt in die Stellstange ein und blockiert so seine Betätigung, die Weiche ist also verschlossen. Dazu gibt es beim Vorbild spezielle Schlösser, die sich von üblichen Tür- oder Möbelschlössern dadurch unterscheiden, dass ihr Schlüssel in aufgeschlossenem Zustand nicht abziehbar ist, sondern erst nach einer Drehung und damit dem Verschluss. Die Rückmeldung über den durchgeführten Verschluss ist also der Schlüssel, den man frei bekommt.

Martin war es gelungen nach dem Einbau einer Schraube, aus einem gewöhnlichen Möbelschloss (das allerdings in genügend unterschiedlichen Schließungen bzw. Schlüsselformen lieferbar sein muss) eines mit Schließzwang zu machen. Die genaue Beschreibung der Schlösser folgt in einem weiteren Teil, jetzt geht es mit den Grundlagen weiter.

Fahrstraßen werden gegen Flankenfahrten üblicherweise durch Schutzweichen oder Gleissperren gesichert. Man bringt sie in Folgeabhängigkeit, um die Zahl der für das Schlüsselwerk notwendigen Schlüssel von zwei auf einen zu reduzieren. Eine in Grundstellung (z.B. gerader Strang) stehende Weichenverbindung wird mit nur einem Schlüssel als Rückmeldung im Schlüsselwerk, bzw. beim Fahrdienstleiter dargestellt. Zum Umlegen der folgeabhängigen Weiche wird nach Umlegen und Absperren der ersten Weiche ein zweiter Schlüssel frei, der ihr Schloss entriegelt. Um die Bedienung von Weichenverbindungen für Rangierfahrten nicht unnötig zu erschweren, gibt es sog. Schlüsselfestlegeschlösser, bei denen in aufgesperrtem Zustand beide Weichen gleichzeitig frei bedienbar sind und nicht nur eine. Erreicht wird das über die Verlängerung eines Riegels, so dass er in verschlossenem Zustand direkt den gegenüberliegenden Riegel blockiert, der seinerseits keine Festlegung in einer bestimmten Endlage erhält. Bei Weichen, die unterschiedliche Stellungen für verschiedene Fahrstraßen erlauben sind zwei Schlösser angebaut, die die jeweilige Endlage verschließen.

Soweit die Schlösser im Modul, im nächsten Teil geht es mit dem Schlüsselwerk, Fahrstraßen und Signalen weiter.

- Abbildung Schließvorgang bei Folgeabhängigkeit
- Abbildung Schließvorgang beim Schlüsselfestlegeschloss

     
lcu@lcu.de | professionell | persönlich | Stand: 25.01.2011